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Produktion 1998

 

Erde
Premiere am 2. Mai 1998
Regie Heide Capovilla

 

 
Erde

Eine Komödie von Karl Schönherr

Karl Schönherrs "Erde" spielt in der Bauernstube eines Hofes, auf dem der alte Grutz wie ein Diktator herrscht. Neben einer solchen Vaterfigur kann sich niemand entfalten, am wenigsten der Sohn. Seine Schläfen sind schon angegraut, der Gesichtsausdruck und das Gehaben stumpf und dumpf.
Die übrigen Figuren im Haus reagieren verschieden auf die unumschränkte Herrschaft des alten Grutz. Die Knechte haben sich längst damit abgefunden Trine, die Magd, die lange davon träumt, gemeinsam mit dem Erben Hannes Haus und Hof zu übernehmen, verblüht, verkümmert. Sie versucht schließlich auszureißen, kommt aber nicht einmal über die Grenze des Feldes, das dem Bauern gehört. So kämpft nur die Wirtschafterin Mena um die Vorherrschaft "in der verdammtn Hüttn". Der alte Crutz aber ist von seinem Posten nicht abzubringen. Was sich hier aus der Sicht der ruinierten Figuren zuerst als Verhängnis darstellt und eine Katastrophe ankündigt, wird im Verlauf der Handlung relativiert. Denn die Figuren, die in den verschiedensten Duellsituationen einander zugrunde richten und mehr oder weniger zugrundegehen, verdanken ihr Schicksal weniger dem alten Grutz, als vielmehr der eigenen Naivität.
Das Mitgefühl des Zuschauers wird so gesteuert, daß es weder dem Hannes noch den Knechten zukommt, weder der Trine noch der Mena, die auf den Tod des Bauern warten, sondern diesem selbst. Der Grutz nämich ist "ein Bauer, wie keiner mehr kommt", eine mythische Gestalt, die mit dem Erdboden verbunden ist. Von daher bedarf das Verhalten des Bauern keiner Rechtfertigung mehr. Es erweist sich als notwendig, daß er allen anderen Figuren, die sein Erbe in seinem Sinne nicht mehr verwalten könnten, den Weg versperrt. Indem er am Ende seinen eigenen Sarg mit gewaltigen Hieben zertrümmert, demonstriert er seine Fähigkeit, den Fortbestand der alten Ordnung zu garantieren. Die erwartete Katastrophe bleibt aus.
(aus einem Vortrag von Univ.Prof. Johannes Holzner, Innsbruck).
 

       
         
         
       

 

 

 

 

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